Ich habe beschlossen, auszusteigen! Auszusteigen aus dem Saugeffekt der Datenkraken. Auszusteigen aus dem Druck, ständig etwas mitteilen zu müssen. Auszusteigen aus den kommerziellen sozialen Netzwerken.
Seit 2011 betreibe ich Accounts bei Facebook und Twitter (Letzteren habe ich jedoch mit dem Einstieg von Elon Musk umgehend gelöscht). Auch beim inzwischen vergessenen Google+ war ich dabei und einige Jahre später überkam mich sogar der Drang, bei Instagram aktiv zu werden – vorwiegend, um meine Autorentätigkeit zu bewerben. Überhaupt erhofft ich mir von den sozialen Medien zumindest als Autor eine kleine »Fangemeinde« um mich versammeln zu können, die ich regelmäßig mit Informationen beglücke.
Doch mit der Regelmäßigkeit war es nicht sonderlich weit her, und das hat einen schlichten Grund. Ich bin nicht social-media-kompatibel. Mir fehlt offenbar etwas, das es mir ermöglicht, all die vielen Ups&Downs eines Schriftstellerdaseinss meiner digitalen Welt mitzuteilen. Vielleicht ist es, weil ich nicht genügend Fantasie aufbringe, Content zu erstellen, vielleicht auch, weil ich mich lieber mit dem Schreiben von Kurzgeschichten befasse, oder schlicht, weil es in meinen Augen zu wenig Berichtenswertes gibt. Selbst nach einigen Stunden mit einem Social-Media-Berater änderte sich daran nichts.
Inzwischen ist der Punkt erreicht, wo Social Media für mich in erster Linie eine Belastung ist. Ständig verfangen sich meine Gedanken in Überlegungen, was ich denn noch posten könnte, um die vermeintlich gierige Schar einer lächerlichen Zahl an Followern zu befriedigen – um am Ende darauf nicht einmal Reaktionen zu erhalten. Der Berater sagte mir, dass der Aufbau von Followern Zeit brauche, eine Aussage, die für mich jetzt nicht unbedingt überraschend kam. Doch mir fehlt die Geduld für diesen Prozess, denn jede Minute, die ich an irgendwelchen Social-Media-Strategien oder der Erstellung von Facebook-Content sitze, könnte ich für die Weiterentwicklung meiner Geschichten nutzen. Oder ich könnte schöne Dinge mit meiner Familie machen. Da aber die Autorentätigkeit ohnehin in erster Linie ein Hobby ist, frage ich mich dann, weshalb sollte ich das tun? Würde ich mit einem Social-Media-Account wirklich etwas erreichen wollen, müsste ich mich für das nächste halbe Jahr ausschließlich mit diesem Thema befassen. Es müssten Konzepte erarbeitet, Posting-Pläne erstellt, Texte vorschrieben, eine Bilderwelt entwickelt werden und vieles mehr – also all das, was ich in meinem einstigen Day Job als Marketingleiter einmal gemacht habe. Und all dies, ohne die Garantie, dass sich der Aufwand auch lohnt. Denn vielleicht sind meine Geschichten einfach nicht gut genug. Möglicherweise will sie ja niemand lesen, weil sie uninteressant sind. Mit ist allzu bewusst, dass ich nicht der literarische Überflieger bin. Ich schreibe unterhaltsame Trivial-Literatur und wurden von einer Reihe von Lesern durchaus sehr gelobt. Demnach scheinen sie einem gewissen schriftstellerischen Anspruch zu genügen. Doch reicht das wirklich, um eine »Fangemeinde« aufzubauen?
Ich denke, nein. Ich freue mich über jeden, der meine Bücher kauft und noch mehr, wenn er eine positive Bewertung, wo auch immer, hinterlässt. Doch der Versuch, in den sozialen Netzwerken mit halbherzigen Posts um die Gunst von Lesern zu buhlen, ist von vornherein zu Scheitern verurteilt. Denn die Fangemeinde ist und bleibt eine Illusion, solange sie nicht im Rahmen einer generalstabsmäßig durchgeplanten und langfristig angelegten Kampagne generiert wird. Als ehemaliger Marketingmann weiß ich das, habe es aber bisher geflissentlich verdrängt. Doch jetzt ist Schluss damit.
Ich werde diesen Plattformen den Rücken kehren und mich auf das Wesentliche konzentrieren: das Schreiben, die Pflege der Kontakte, die ich bereits habe, und einige ausgesuchte Foren. Das einzige soziale Medium, dem ich weiterhin treu bleiben werde, ist Mastodon. Hier gefällt mir einfach der positive Umgang miteinander. Doch Facebook und Instagram (und X, ehemals Twitter, erst recht) werde ich zukünftig nicht mehr bedienen. Wer sich informieren möchte, ist herzlich eingeladen, das auf meiner Webseite zu tun oder mir bei Mastodon folgen, und wer das macht, der ist ganz herzlich willkommen, weil er sich vermutlich wirklich interessiert.
Leider wird damit auch die Weiterführung der Online-Geschichte »Die dunkle Glocke« zunächst auf Eis gelegt, denn deren Bestehen war an die Beteiligung der Community geknüpft – und die fand nicht statt. Ich habe noch nicht entschieden, ob ich diesen Weg in irgendeiner Form weitergehen werde, aber vorerst werde ich dieses Projekt einstellen.
Allen, die vielleicht doch meinen wenigen Posts auf Facebook und Instagram gefolgt sind, danke ich für ihr Interesse und freue mich, wenn sie auch weiterhin immer mal wieder bei harryfehlemann.de vorbeischauen.