Er schaute aus dem Fenster. Er tat dies nicht oft, doch an guten Tagen wagte er es und fühlte sich danach, als habe er den Mount Everest erklommen. Sein Blick versank für einen Moment in den tiefen Schluchten der Stadt. Es war ein unbeschreibliches Hochgefühl. Dennoch brauchte er diesen Kick nicht häufiger. Denn er ging stets mit einer Beklommenheit einher, die ihm den Brustkorb zuschnürte. Sein Blick fiel auf den Kalender, den er auf seinem Computer ständig eingeblendet hatte, wenn er gerade nicht schrieb. Sieben Jahre! Heute war Jubiläum. Sieben Jahre seines Lebens hatte er keinen Fuß mehr über die Schwelle dieser vier Wände getan. Anfangs hielt er noch regelmäßigen Kontakt zu Freunden, Nachbarn oder seinem jüngeren Bruder. Doch nach und nach wurde es weniger, bis eines Tages sein Handy den Dienst quittierte. Er hatte keine Ahnung, ob es der Akku war oder irgendetwas anderes, aber es funktionierte nicht mehr. Seitdem lag es vergessen auf der alten Anrichte neben seinem Schreibtisch. Das Interesse an einer Reparatur hatte er längst verloren.
Was hatten diese sieben Jahre mit ihm gemacht. Ja, er schrieb. Mehr denn je. Wie unter einem Zwang. Doch niemand bekam seine Worte zu lesen. Niemand wusste, dass er schrieb, und es war ihm egal. Er las zum wiederholten Male die letzten Sätze auf dem weißen Display und ihm wurde erstmals bewusst, dass sieben Jahre Isolation eine lange Zeit waren. Er spürte, wie er die Verbindung zum Leben verloren hatte. Heute war sein 45. Geburtstag und der 7. Jahrestag, an dem niemand kam, niemand gratulierte, niemand ein Lied sang.
Das Leben hatte ihn vergessen.