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Der Duft des Lebens

Niemand war im Raum. Verstohlen blickte er sich um und betrachtete die Einrichtung. Ein hölzernes Regal, Bücher aus verschiedenen Epochen und in der Mitte ein stählernes Gestell, dessen Sinn sich ihm entzog. Die Luft war erfüllt vom Duft des Alters. Es war weder Moder noch Tod, und doch schwang eine Note der Vergänglichkeit im Staub mit, der durch die winzige Öffnung eines gesplitterten Fensters umher geweht wurde.

Er trat an die grobe Holzkonstruktion des Regals und sog die Luft tief durch die Nase ein. Seine Sinne antworteten umgehend mit Bildern. Es waren Bilder aus seiner Kindheit. Die Hütte seines Großvaters, deren Eichenwände mit den antik anmutenden Werkzeugen seiner Urahnen verziert waren. Der riesige Berg aus Daunen, in den sie ihn abends zum Schlafen gelegt hatten. Nie würde er dieses Aroma jemals vergessen. Es war das Aroma von Geborgenheit.

Doch weshalb erinnerte ihn der Duft, den das alte Bücherregal verströmte, so sehr an seine Kindheit? Altes Papier! Nur altes Papier trug diese besondere Mischung aus Holz, Rauch und den vergangenen Jahren mit sich. Und diese Mischung kannte er nur zu gut. Denn für ihn als Mann der Buches bedeutete dieser Duft das Leben.

Titelfoto: Josh Nuttall
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